Weltwoche: Herr Vahrenholt, das US-Energieministerium hat den Bericht «A Critical Review of Impacts of Greenhouse Gas Emissions on the U. S. Climate» veröffentlicht – worum geht es da im Kern?
Fritz Vahrenholt: Dieser Bericht ist ein Donnerschlag für die Klimadebatte. Die Trump-Administration hat fünf ausgeschlossene Wissenschaftler – Koryphäen wie Ross McKitrick, der den «Hockey Stick»-Fehler entlarvte, Judith Curry, die aus ihrer Professur gedrängt wurde, Steven Koonin, ehemaliger Energie-Staatssekretär unter Obama, sowie John Christy und Roy Spencer – beauftragt, die Klimawissenschaft kritisch zu prüfen. Ihr Fazit auf 150 Seiten: CO2 ist kein Schadstoff, sondern der Grundstoff des Lebens. Ohne CO2 gibt es keine Fotosynthese, keine Pflanzen, keine Nahrung. Der Bericht zeigt, dass die Vorteile eines höheren CO2-Gehalts, wie ein 15-prozentiger Zuwachs bei Reis- und Weizenerträgen weltweit, systematisch ignoriert werden. Gleichzeitig übertreiben die Klimamodelle die Erwärmung, weil sie natürliche Faktoren wie Wolkenverdünnung ausblenden. Messungen belegen: 80 Prozent der Erwärmung der letzten 25 Jahre stammen von dünneren Wolken und stärkerer Sonneneinstrahlung, nicht vom Treibhauseffekt des CO2. Die Schlussfolgerung: Eine Politik des CO2-Verbots ist weder wissenschaftlich noch wirtschaftlich gerechtfertigt. Dieser Bericht fordert eine ehrliche Debatte, die der Weltklimarat (IPCC) bisher verweigert hat.
Weltwoche: Was bedeutet dieser Bericht für die Wissenschaft generell?
Vahrenholt: Er zwingt die Wissenschaft, sich ihrer Prinzipien zu besinnen: Messungen schlagen Modelle. Die IPCC-Modelle sind fehlerhaft, weil sie nur CO2 als Treiber sehen und natürliche Faktoren wie Wolken, Sonneneinstrahlung oder Klimazyklen ignorieren. Messungen zeigen: keine Zunahme von Dürren, Hurrikans oder Starkregen – entgegen der Panikmache. Der Bericht ist mit Hunderten Quellen untermauert und fordert Kritiker auf, Stellung zu beziehen. Das ist Wissenschaft: These, Antithese, Debatte. Doch der IPCC hat Kritiker ausgeschlossen, ihre Publikationen blockiert. Ich selbst habe 2021 über die Bedeutung der Wolkenverdünnung publiziert – ein Thema, das der Bericht aufgreift. Dieser Bericht zwingt die Wissenschaft, sich auf Messungen zu besinnen. Ich bin gespannt, wie er auf der nächsten Weltklimakonferenz in Brasilien aufgenommen wird. Die Bürger werden fragen: «Haben wir auf das falsche Pferd gesetzt?»
Weltwoche: Welche Konsequenzen hat dieser Bericht für das Pariser Abkommen?
Vahrenholt: Das Pariser Abkommen ist ein Trugbild. Es verpflichtet Europa (mit nur 6,5 Prozent der globalen CO2-Emissionen) zu drastischen Reduktionen, während China (mit 33 Prozent) als «Entwicklungsland» nichts tun muss. Der Bericht könnte das CO2-Endangerment-Finding der US-Umweltbehörde EPA kippen, das CO2 als Schadstoff definiert. Dies war ein Trick Obamas, weil er im Kongress keine Mehrheit für ein Klimaschutzgesetz hatte. CO2 wurde über ein Luftreinhaltegesetz reguliert – absurd, den Grundstoff des Lebens mit Schadstoffen gleichzusetzen. Wenn die USA dieses Fundament aufgeben, fällt ihre CO2-Politik. Europa muss nachziehen, sonst bleibt es mit seiner CO2-Obsession allein. China und Indien emittieren weiter, während Europa sich deindustrialisiert. Das Abkommen wird nicht sofort kollabieren, aber an Glaubwürdigkeit verlieren, wenn die USA aussteigen und China privilegiert bleibt.
Weltwoche: Ist der Bericht eine gute oder eine schlechte Nachricht für die Welt?
Vahrenholt: Eine grossartige Nachricht! Die CO2-Hysterie hat Europa in die Knie gezwungen. Deutschland und die Schweiz opfern Wohlstand für eine Politik, die global nichts bewirkt. Die USA haben erkannt, dass günstige Energie der Schlüssel für die nächste industrielle Revolution ist, etwa im Bereich der künstlichen Intelligenz. Trump setzt auf Kernenergie, Erdgas und Kohle mit CO2-Abscheidung. Europa verdoppelt die Strompreise durch CO2-Abgaben und treibt die Industrie in die Flucht. Der Bericht ist ein Weckruf: Europa muss seine Wettbewerbsfähigkeit retten, sonst verliert es den Anschluss. Die Schweiz ist hier ein Sonderfall: Sie ist das Top-Land weltweit in der Vermeidung von CO2 pro produziertem Wert, mit nur 0,05 Tonnen CO2 pro 1000 Dollar BIP – Deutschland hat das Doppelte, China das Zehnfache.
Weltwoche: Welcher politische Fehler war der schwerste in dieser CO2-zentrierten Politik?
Vahrenholt: In Deutschland war der Ausstieg aus der Kernenergie 2011 der erste Sargnagel. Kernenergie ist CO2-frei, doch sie wurde aus ideologischen Gründen verteufelt – nicht einmal mit Klimaargumenten. Noch schwerwiegender war die Dämonisierung des Verbrennermotors. Moderne Diesel- und Benzinmotoren sind sauberer als je zuvor; ihre Abgase sind sauberer als die Ansaugluft. Doch die Politik erzwingt teure Elektromobilität, die CO2-Reduktion kostet hier 600 bis 700 Euro pro Tonne – Wahnsinn! Effizienter wäre eine CO2-Abscheidung (CCS) bei Kraftwerken gewesen, wie es der IPCC fordert. CCS war bislang in Deutschland verboten – ein Skandal. Stattdessen setzt man Haushalte und die Automobilindustrie unter Druck, während China unsere Arbeitsplätze absaugt. Jeder verlagerte Arbeitsplatz erhöht die globalen Emissionen, weil China das Zehnfache an CO2 pro Einheit ausstösst. Die Schweiz sollte ihre Kernenergie erhalten, um diesen Fehler zu vermeiden.
Weltwoche: Wer profitierte am meisten von dieser Klimapolitik?
Vahrenholt: Finanzinvestoren, die von garantierten Einspeisevergütungen für Wind- und Solarenergie profitieren, haben eine neue Anlageklasse: staatlich abgesicherte Renditen, selbst wenn der Strompreis negativ ist oder Kraftwerke abgeschaltet werden. In Deutschland bekommen Betreiber Geld, ohne Strom zu produzieren – eine Pervertierung des Marktes. Teile der Wissenschaft haben sich korrumpieren lassen, um sich Fördergelder zu sichern. Der grösste Gewinner ist China, das unsere Arbeitsplätze übernimmt, während es mit Kohlestrom produziert und keine CO2-Abgaben zahlt. Die Politik hat Europa in eine Falle gelockt: Wir opfern unsere Industrie, während China wirtschaftlich aufholt.
Weltwoche: Warum schweigen die Medien über diesen Bericht?
Vahrenholt: Der Zeitgeist hat die Redaktionen erfasst. 90 Prozent der Journalisten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk tendieren zu Rot-Grün. Sie sehen sich als Weltretter, die die Industrie zähmen müssen. Der Bericht bedroht dieses Weltbild, also wird er ignoriert. Stattdessen kommen «Faktenchecks», die alles als «Skeptikergefasel» abtun. In der Schweiz ist es nicht anders – SRF folgt wohl demselben Muster.
Weltwoche: Wie wird dieser Bericht die Energieproduktion weltweit beeinflussen?
Vahrenholt: Die USA werden durch günstige Energie eine Reindustrialisierung erleben. Unternehmen wie BP ziehen sich aus der Windenergie zurück und setzen auf Erdgas. Die CO2-Abscheidung wird an Bedeutung gewinnen, besonders bei Kohlekraftwerken. Deutschland hat preiswerte Braunkohle, könnte mit CCS wettbewerbsfähig produzieren und China zeigen, wie es geht. Doch die Politik bleibt stur: CCS bei Kohle ist verboten, während Gaskraftwerke gefördert werden – ein Widerspruch. Ohne Back-up-Kapazität durch Gas, Kohle oder Kernenergie sind Wind- und Solarenergie unzuverlässig – in Deutschland gibt es 120 Tage ohne Wind, und nachts scheint keine Sonne. Der Bericht zeigt: Eine pragmatische Energiepolitik ist möglich, wenn man CO2 nicht verteufelt.
Weltwoche: Wird es eine Rückkehr zur Vernunft geben?
Vahrenholt: Kurzfristig bleibt die EU-Kommission stur, weil sie ihre eigene Politik nicht in Frage stellen kann. Ursula von der Leyen müsste zugeben, dass die bisherige Klimapolitik gescheitert ist – politisch kaum machbar. Doch die Bürger werden den Druck erhöhen, wenn die USA prosperieren, während Europa ärmer wird. In Deutschland hat die Industriegewerkschaft Chemie Alarm geschlagen: 120.000 Arbeitsplätze gingen in einem Jahr verloren. Die Energiewende sei gescheitert, sagen sie. In der Schweiz, trotz ihrer Vorbildrolle bei der CO2-Effizienz, droht dasselbe Schicksal, wenn die CO2-Abgaben die Wirtschaft belasten. Nur der Druck der Wähler kann die Politik zur Vernunft zwingen. Es wird Zeit brauchen, aber die USA werden ein Vorbild sein.
Weltwoche: Was sind eigentlich die grössten Fake News in der Klimadebatte?
Vahrenholt: Die grösste Lüge ist, dass CO2 die Ernährungssituation verschlechtert. Das Gegenteil ist wahr: Höhere CO2-Werte fördern das Pflanzenwachstum, was zu 15 Prozent mehr Erträgen bei Reis und Weizen geführt hat. Inseln wie Tuvalu wachsen durch Korallenriffe, die Antarktis gewinnt Eis, das Great Barrier Reef erholt sich, und die globale Temperatur ist 2025 um 0,4 bis 0,5 Grad gesunken. Die Horrorszenarien des IPCC, etwa eine Erwärmung um 5 Grad, sind unbelegt. Der Meeresspiegel steigt, aber die Panikmache übertreibt.
Weltwoche: Gibt es eine rechtliche Komponente? Kann die Industrie gegen die CO2-Politik klagen?
Vahrenholt: Eine Regressionsmöglichkeit für geschädigte Unternehmen gibt es kaum. Aber die Industrie wird aufwachen und CO2 anders bewerten. Entscheidend ist, ob das Klima selbst den Bericht bestätigt. Wenn die Erwärmung stagniert – wie Messungen andeuten –, wird die Panikmache an Kraft verlieren. Faktoren wie der Hunga-Tonga-Vulkan oder die Schwefelreduktion in der Schifffahrt haben die Temperaturen kurzfristig beeinflusst, aber langfristig deuten die Daten auf eine Seitwärtsbewegung. Das gibt der Industrie Argumente, die Politik zum Umdenken zu zwingen.
Weltwoche: Wie bringt man diesen Bericht unter die Leute?
Vahrenholt: Eine deutsche Übersetzung ist essenziell. Die Weltwoche könnte Pionierarbeit leisten, etwa mit einer Übersetzung der Zusammenfassung. Das Dokument trägt das Wappen der US-Regierung – das hat Gewicht. Alternative Medien haben eine immense Reichweite, weil die Bürger den Mainstream-Medien misstrauen. Dieser Bericht wird sich wie ein Virus verbreiten. In der Schweiz, trotz ihrer CO2-Effizienz, ist die Debatte genauso dringend, weil die importierten Emissionen das Bild verzerren. Die Weltwoche könnte diese Debatte anführen und die Politik zwingen, die Bürger ernst zu nehmen.
Das ausführliche Gespräch finden Sie auf www.weltwoche.ch.
(Forts.) Wenn es heute anders urteilt, dann mithilfe eines Tricks, den man leicht durchschauen kann und der etwa hier beschrieben wird: https://www.tscheulin-software.com Texte, Klimawandel, Klimawandel für Laien
F. Vahrenholt geht von einem geringen Einfluss des CO2 auf das Klima aus. Dieser ist allerdings sogar den Fachleuten nicht bekannt. Das IPCC schrieb 2013, das Kohlenstoffdioxid könne eine Erwärmung der Erde zwischen 0,6°C und 9°C bewirken. Diese Information ist nicht brauchbar. Es gab auch zu, es sei nicht in der Lage, einen geeigneten Schätzwert für die so genannte Klimasensitivität anzugeben, weil die Angaben seiner Informanten so sehr auseinander gingen. (Forts.)
Waren zu diesem Artikel nicht schon über 100 zum grossen Teil ausgezeichnete Kommentare abgegeben? Fangen wir hier wieder bei Null Komentare an? Geht es hier um Reichweite und Suchmaschinen Optimierung? What’s going on? Someone please explain ..