Der andere Blick
von Johannes Boie

Der Westen muss verstehen, dass er Gegner hat

Europa sollte zuhören, wenn muslimische Migranten offen sagen, dass sie unsere Gesellschaft ablehnen. In diesen speziellen Fällen darf der liberale Staat nicht liberal bleiben. Sonst wird er den Kürzeren ziehen.

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Razzia in der Blauen Moschee in Hamburg im Jahr 2024.

Razzia in der Blauen Moschee in Hamburg im Jahr 2024.

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Sie lesen einen Auszug aus dem Newsletter «Der andere Blick am Abend», heute von Johannes Boie, Autor der NZZ Deutschland. Abonnieren Sie den Newsletter kostenlos. Nicht in Deutschland wohnhaft? Hier profitieren.

Wer seit dem 7. Oktober 2023 – dem Terrorangriff auf Israel – die Demonstrationen in London beachtet hat, hat Hunderttausende radikale Muslime gesehen, die die Hamas feiern und Juden den Tod wünschen (und nach den Juden kommen die widerspenstigen Christen an die Reihe). London, die Stadt, in der John Locke wirkte, Philosoph der Freiheit und der Menschenrechte, ist den Bildern nach an den Tagen der Demonstrationen von Islamabad kaum noch zu unterscheiden.

In Frankreich brennen regelmässig die Vorstädte (Banlieues). Vor wenigen Tagen rasteten Tausende Menschen nach einem Fussballspiel aus, so dass Paris und Teile Frankreichs für ein paar Stunden an einen Bürgerkrieg erinnerten: Brände, Angriffe, Leuchtraketen. Bilanz: sechshundert Festnahmen, zwei Tote, ein Polizist im Koma. Um es gleich vorwegzunehmen: Das war kein Fussballproblem, sondern eines, das von den migrantischen und weitgehend muslimisch geprägten Vorstädten ausging.

Auch Deutschland hat vor ein paar Jahren erlebt, wie meist migrantische und sehr oft muslimische junge Männer Innenstädte verwüsteten; die Demonstrationen aus dem israelfeindlichen Milieu sind auch hierzulande häufig fortgesetzte Verherrlichungen von Terrororganisationen, die, wenn sie es denn könnten, auch Deutschland angreifen würden.

Dazu kommen Tausende Messerangriffe in Europa pro Jahr durch Menschen aus dem migrantischen Milieu, sehr oft aus dem muslimisch geprägten. Und natürlich die gewaltige Welle von Terrorangriffen, die junge, radikale Muslime von Paris bis Berlin in den vergangenen Jahren verübt haben.

Toleranz vor allem für die, die sie abschaffen wollen

Das bedeutet nicht, dass die Mehrzahl der Muslime gewalttätig ist. Das Gegenteil ist der Fall – zahlreiche von ihnen fordern regelmässig ein härteres Vorgehen des Staates gegen diejenigen aus ihrer Kultur oder Heimat, die sich an Regeln nicht halten können oder wollen. Während es bedauerlicherweise an prominenten muslimischen Stimmen dazu fehlt, ist es in Strassenumfragen leicht und alltäglich, Muslime zu finden, die sich mit gesundem Menschenverstand und häufig mit ihrer Erfahrung aus ihren Heimatländern beklagen: darüber, dass die liberalen Demokratien des Westens ihre Werte nicht bewahren, weil sie unfähig sind, sie im Umgang mit denjenigen, die sie abschaffen wollen, einmal hintenanzustellen. Zu viel Toleranz erfahren die, die die Toleranz dauerhaft beenden wollen.

Exakt das ist bis heute das Problem. Die Negierung, das Abwiegeln, die Intention, die Probleme gerade nicht klar zu benennen, sind Teil unserer Gesellschaften geworden. Und sie hindern den Westen daran, den radikalen Islam ein für alle Mal zum Gegner zu erklären.

Die Muster sind bekannt und wiederholen sich als Rituale der Selbstberuhigung: Nach den Ausschreitungen vor ein paar Tagen in Frankreich wies zum Beispiel der Professor Jürgen Ritte eindringlich warnend darauf hin, man dürfe in den brennenden Städten nun aber «kein Gesellschaftsproblem» sehen. Er kam unter anderem im Schweizer Fernsehen zu Wort. Der Mann ist Literaturwissenschafter und Essayist.

In Grossbritannien setzt sich nicht nur die legale, sondern auch die illegale Migration massiv fort, als seien daraus nicht gewaltige gesellschaftsverändernde Missstände erwachsen wie zum Beispiel massive Missbrauchsfälle in islamischen Milieus.

In Deutschland setzt der Innenminister Alexander Dobrindt nun endlich viel daran, die illegale Migration einzudämmen, aber die Gewerke der Demokratie sind kaum noch an Schützen oder gar Dichtmachen gewöhnt, nachdem insbesondere Angela Merkel alle Schleusen geöffnet und dann alle Kritik daran ignoriert hatte.

Der Muskel zur Gefahrenabwehr ist nicht länger vorhanden

Jahrelang hat es hierzulande gedauert, bis die Blaue Moschee, eine bekannte Terrorbrutstätte in Hamburg, geschlossen wurde. Und das ist nur ein Beispiel von Hunderten, die den laxen Umgang des Staates mit denen, die ihn beseitigen wollen, illustrieren. Wer die Zustände voraussah, wie Thilo Sarrazin, wurde mundtot gemacht. (In seinem vieldiskutierten Buch sind in der Tat mehrere ausserordentlich kritikwürdige Passagen enthalten, unter dem Strich aber sprach er das Problem der Islamisierung deutlich und frühzeitig an.)

Der Muskel zur Gefahrenabwehr ist nicht nur nicht trainiert, er durfte und sollte in den meisten europäischen Ländern in den vergangenen Jahrzehnten auch nicht wachsen. Dazu gehört auch, dass die für lange Zeit tonangebenden Milieus – links der Mitte, grün geprägt, städtisch – ignorierten und sich nicht länger vorstellen konnten, dass es in der Welt Feinde gibt.

Menschen, die uns in der Schweiz, in Deutschland töten würden, wenn sie es könnten. Menschen, die sogar bereit sind, ihr Leben dafür zu geben, solange nur ein Jude oder ein Christ sein Leben lassen muss. Menschen, die einer fundamentalen und radikalen Auslegung ihrer Religion so verbunden sind, dass sie den Alltag im Westen nur als Aneinanderreihung schwerer Sünden begreifen können.

Ihr Werteverständnis unterscheidet sich so fundamental von dem, was bislang im Westen vorherrscht, dass eine Vermittlung nicht stattfinden können wird. Sie würde eine intensive psychologische Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Individuum voraussetzen, die Staat und Gesellschaft schlicht nicht zu leisten imstande sind. Es ist im Übrigen auch gar nicht ihre Aufgabe.

Da, wo Integration nicht wirklich erfolgt, sondern nur ein hoffnungsvolles Gerede bleibt, liegt oft der Trugschluss zugrunde, dass sich jeder Mensch schliesslich unserer Gesellschaft anpassen wird. Integration ist eine Notwendigkeit. Sie funktioniert aber nur dann, wenn der Migrant sich integrieren möchte. Sie auf Gruppen anzuwenden, die offen sagen und auch jederzeit zeigen, dass nicht sie sich dem Westen, sondern der Westen sich ihnen anzupassen habe, ist naiv.

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Agnes Juillerat

Der Genfer Islamist Tarik Ramadan (2'4 Millionen Facebook-Follower), der vorgibt, für einen europäischen Islam zu stehen, sagt gleichzeitig zu seinem Publikum, dass es ein Verbrechen sei, Integration zu verlangen, Jawohl, das sagt diese doppelte Zunge, die je nach Publikum eine passende Meinung vertritt. Innerhalb einer seiner jüngeren Botschaften gibt er seiner Anhängerschaft zu verstehen, dass allein ihr Anderssein ein plus für das andersdenkende Gegenüber sei. Er ist ein heimtückischer Vertreter des schrifttreuen, herrschsüchtigen Islams. Die Auswirkungen der unterwerfenden, demokratiefeindlichen islam. Schriften sind auf den europäischen Kontinent übergeschwappt. Unsere Politiker und Kirchenvertreter lassen es geschehen.

Fabrizio Grässlin

Wenn ein Stein ins stille Wasser fällt gibt es kreisförmige Wellen. Das gleiche gilt für den organisierten, gewalttätigen Extremismus. Dieser operiert nicht in einer abgeschotteten Blase. Die 1. Welle sind gewaltbereite aber noch nicht aktive Extremisten, welche die o.g. Gewalttätigen auch finanziell, logistisch etc. unterstützen. Die 2. Welle sind Menschen, welche zwar die Ziele der o.g. Gewalttätigen finanziell unterstützen aber selber nicht zur Gewalt bereit sind. Die 3. Welle sind die jene Menschen welche nur die Ideologie der o.g. Gewalttätigen (z.B. durch Demo’s) unterstützen. Geheimdienste schätzen dass von den mehr als 2 Milliarden Muslimen weltweit zwischen 15 bis 25% als extremistisch eingestuft werden können. Man rechne.